Überschreitung Spitzsteinhaus mit Spitzstein und Übernachtungsoption

Spitzstein mit Kapelle (1.598 Meter). Foto: Bernhard Walle

Ich bin diese Wanderung an zwei Tagen mit Übernachtung am Spitzsteinhaus gegangen. Wie immer bei solchen Wanderungen in „niedrigem“ Gelände kann man sie gut variieren. Sie eignet sich gut im Frühjahr oder Herbst, wo andere Hütten noch geschlossen haben und in höheren Lagen Schnee liegt. Die beschriebene Wanderung ist allerdings nicht für Schnee geeignet.

Die Tourplanung mit Öffis ist zumindest außerhalb der Sommersaison eine Herausforderung. Mit dem Zug fährt man nach einem kurzen Umstieg in Prien am Chiemsee mit einem Dieseltriebzug der Baureihe 628 bis Aschau (Chiemgau) im Stundentakt. Kleiner Tipp für Leute, die es gerne ruhig haben: eine der beiden Wagen ist mit Antrieb, der andere ohne. Es empfiehlt sich, den ohne Antrieb zu nehmen. Die Busverbindung nach Sachrang ist leider nur unter der Woche gut, am Samstag verkehren lediglich zwei Busse je Richtung und am Sonntag gar keine. Alternativ gibt es dann noch ein Anruftaxi namens Rosi. Von Mitte Mai bis Oktober gibt es dann brauchbare Verbindungen auch am Wochenende.

Selbstverständlich kann man den Weg auch umgekehrt gehen, ich würde ihn aber aus zwei Gründen nicht in umgekehrter Richtung empfehlen: der Takt der Regionalbahn in Oberaudorf ist deutlich besser als der des Busses in Sachrang und der Abstieg ist flacher als der Aufstieg, was ich als angenehmer empfinde als umgekehrt.

Von Sachrang zum Spitzsteinhaus

Der Weg startet direkt an der Bushaltestelle neben dem Gasthof zur Post. Gegenüber befindet sich ein schöner Dorfladen, wo man sich noch mit Proviant versorgen kann. Außerdem bietet dieser Dorfladen die Abhebung von Bargeld an, was man tunlichst nutzen sollte, wenn man sich bis dahin nicht damit eingedeckt hat. Weder das Spitzsteinhaus noch die Altkaser Alm bieten Kartenzahlung an (Stand 2025), wobei letztere immerhin eine Überweisung am Smartphone als Notnagel ermöglicht.
Ich hatte in Sachrang übernachtet. Daher hatte ich mich auch nicht für direkten Weg entschieden sondern bewusst den Weg über die Brandelbergalm und den Umweg über den Wasserfall bei Berg auf der östlichen Seite des Prientals genommen. Sollte man am gleichen Tag anreisen, so wäre die erste Möglichkeit der Verkürzung, an der Bushaltestelle Geigelstein Aufstieg zu beginnen, das spart 4 Kilometer.
Zugegebenermaßen, der Weg auf dieser Talseite ist auch unspektakulär.

Forstweg. Foto: Bernhard Walle
Forstweg. Foto: Bernhard Walle

Nach vier Kilometern quert man also die Staatsstraße, die auf der österreichischen Seite als Bundesstraße geführt wird mit entsprechend viel Verkehr, und nimmt den Aufstieg zur Brandelbergalm. Bei der Abzweigung nach der Querung der Straße also noch nicht der Beschilderung zum Spitzstein folgen, das ist ein anderer Weg. Wir bleiben erstmal rechts.

Priental. Foto: Bernhard Walle
Priental. Foto: Bernhard Walle

Der Weg bleibt auch hier langweilig, da muss man jetzt erstmal durch. Es wird schöner, versprochen! Man hat meist einen guten Blick auf das Priental, die Bäume hatten an Ostern noch kein Laub. Im Sommer ist es dichter bewaldet, spendet dafür dann aber auch Schatten.

Auch nach Querung des Kohlstatter Bachs ändert sich die Charakteristik nicht sonderlich, es wird aber steiler. Richtig nett wird es dann beim Erreichen der Brandelbergalm, wo der Weg sich verschmälert und man gleichzeitig (beim Blick zurück) eine wunderschöne Aussicht genießen kann.

Brandelbergalm. Foto: Bernhard Walle
Brandelbergalm. Foto: Bernhard Walle

Oben angekommen geht es rechts zum Brandelberg, wir biegen links ab und folgen der Beschilderung zum Spitzstein. Es gibt zwei Wege: der Klettersteig („Nordwandsteig“) ist zwar ein einfacher Klettersteig (B), für mich ist das aber nichts. Stattdessen folge ich dem Wanderweg, der erst durch den Felsen durchgeht und dann unterhalb der Spitzsteinwand verläuft. An diesem Ostersonntag findet man hier auch die letzten Schneereste, die aber nicht weiter stören.
Ich muss zugeben, dass ich nach dem Felsen etwas schockiert war, ich hab leider Höhenangst und dachte, dass es für mich da zu Ende ist. Glücklicherweise kam dann eine Frau, die den Weg kannte, und mir versichert hat, dass da keine schwierigen Stellen kommen. In der Tat, es schaut nur auf den ersten Blick nach abschüssigem Gelände aus, es ist ungefährlich und ich würde den Weg guten Gewissens als T2 einordnen, vielleicht mit leichter Tendenz in Richtung T3, das aber nur diese eine Stelle betrifft.

Ausblick. Foto: Bernhard Walle
Ausblick. Foto: Bernhard Walle
Spitzsteinwand. Foto: Bernhard Walle
Spitzsteinwand. Foto: Bernhard Walle

Über einen schmalen aber gut begehbaren Wanderweg geht es zur Auer Alm.

Auer Alm. Foto: Bernhard Walle
Auer Alm. Foto: Bernhard Walle

Jetzt muss man nur noch ein Stück „um die Kurve“ und sowohl das Spitzsteinhaus als auch die Altkaser Alm werden sichtbar. Essen und Trinken gibt’s auf beiden, übernachten kann man aber nur im Spitzsteinhaus.

Spitzsteinhaus (unten) und Altkaser Alm (oben). Foto: Bernhard Walle
Spitzsteinhaus (unten) und Altkaser Alm (oben). Foto: Bernhard Walle

Von der Altkaser Alm sieht man jetzt auch auf die andere Seite. Leider ist es heute etwas diesig, was die Qualität der Fotos doch etwas verschlechtert. Ausnahmsweise habe ich die Berge mit einer App beschriften lassen. Den Wendelstein kann man wegen des Sendemastes und der doch relativ charakteristischen Form ganz gut ausmachen.

Blick nach Westen. Foto: Bernhard Walle
Blick nach Westen. Foto: Bernhard Walle

Für mich gibt es aber jetzt erstmal eine kleine Stärkung auf der Hütte und den Checkin. Den Gipfel gehe ich ohne Gepäck, es bleibt noch genug Zeit vor dem Abendessen. Soeben wurde übrigens die Grenze überquert. Die Hütte befindet sich auf österreichischem Staatsgebiet. Auf dem Weg zum Gipfel passiert man die Staatsgrenze gleich mehrfach, da diese entlang einer geraden Linie auf der Karte verläuft, der Weg sich aber logischerweise am Gelände orientiert.

Vom Spitzsteinhaus auf den Gipfel und zurück

Der Weg zum Gipfel beinhaltet keine besondere Herausforderungen, dennoch sind nochmal 350 Höhenmeter zu überwinden. Der Abstieg ist der gleiche wie der Aufstieg. Oben befindet sich neben dem obligatorischen Gipfelkreuz eine kleine Kapelle, die an diesem windigen Tag angenehmen Windschatten bot.

Weg zum Spitzstein. Foto: Bernhard Walle
Weg zum Spitzstein. Foto: Bernhard Walle
Ausblick nach Süden (unten: Spitzsteinhaus). Foto: Bernhard Walle
Ausblick nach Süden (unten: Spitzsteinhaus). Foto: Bernhard Walle
Spitzstein mit Kapelle (1.598 Meter). Foto: Bernhard Walle
Spitzstein mit Kapelle (1.598 Meter). Foto: Bernhard Walle
Panorama vom Spitzstein. Foto: Bernhard Walle
Panorama vom Spitzstein. Foto: Bernhard Walle

„Berghütte“ finde ich für diese mit dem Auto erreichbare Gebäude fast schon den falschen Ausdruck. Ich hatte bei der Buchung (zwei Wochen vor Ostern) Glück: ich hab noch ein Doppelzimmer bekommen und das zweite Bett blieb auch leer. Quasi ein Einzelzimmer auf einer Berghütte, sowas hat man selten. Dementsprechend angenehm war die Nacht dann auch. Es war insgesamt wenig los.
Neben diesem Zimmer „im rechten Winkel“ gibt es noch ein weiteres mit Doppelbett. Dort war ein Paar mit Hund untergebracht. Ansonsten gibt es, wie in Hütten üblich, Mehrbettzimmer und Lager. Waschräume mit Münzdusche waren auf der gleichen Etage. In den Doppelzimmern war sogar eine Elektroheizung, was im Winter (die Hütte ist ganzjährig geöffnet) sicher sehr angenehm ist. Ohne es zu wissen würde ich vermuten, dass das Haus über eine Stromleitung vom Tal aus verfügt.

Doppelzimmer im Spitzsteinhaus. Foto: Bernhard Walle
Doppelzimmer im Spitzsteinhaus. Foto: Bernhard Walle

Vom Spitzsteinhaus nach Oberaudorf

Der Tag beginnt mit einem Frühstück. Als es dann leerer wurde, konnte ich ein paar Fotos von der sehr schönen Gaststube machen.

Gasträume des Spitzsteinhauses. Fotos: Bernhard Walle

Der Abstieg erfolgt zur anderen Seite. Nicht zurück zum Auto zu müssen empfinde ich eine große Freiheit von Touren mit ÖPNV. Im Detail gibt es viele Varianten des Weges, im Prinzip kann man aber einfach „der Nase nach“ bzw. der Beschilderung nach Erl folgen, das ist die Gemeinde auf der österreichischen Seite des Inns. Die Bahnstrecke verläuft aber auf der deutschen Seite.
Es geht los auf einer Fahrstraße, unten sieht man dann auch schon einen Parkplatz. Zum Glück verläuft aber nicht der ganze Weg auf der Straße.

Fahrstraße nach unten. Foto: Bernhard Walle
Fahrstraße nach unten. Foto: Bernhard Walle
Weg zur Goglalm. Foto: Bernhard Walle
Weg zur Goglalm. Foto: Bernhard Walle
Stoana Alm. Foto: Bernhard Walle
Stoana Alm. Foto: Bernhard Walle

Nach der Stoana Alm geht es entlang des Forstwegs und dann wieder auf eine Fahrstraße. Leider ist da sogar mehr Verkehr als man gemeinhin vermutet, da doch einige Wanderparkplätze über diese Straßen erreichbar sind. Man sieht an den Autonummern, dass hier überwiegend Touristen unterwegs sind.

Blick auf die Kapelle. Foto: Bernhard Walle
Blick auf die Kapelle. Foto: Bernhard Walle

Wir folgen der Beschilderung des „Vila Alpina Violett“ Wanderwegs. Nach einiger Zeit verlassen wir die Fahrstraße wieder und es geht über eine Wiese.

Wandern über die Wiese. Foto: Bernhard Walle
Wandern über die Wiese. Foto: Bernhard Walle

Kurz drauf geht es in den Wald wo man eine Sperre überwinden muss, also drüberklettern. Normalerweise kann man diese Sperren ja öffnen, diese war aber verschlossen und ja, es war der markierte Wanderweg.

Blick auf Obersteigental… Foto: Bernhard Walle
Blick auf Obersteigental… Foto: Bernhard Walle
…vorbei an Kühen. Foto: Bernhard Walle
…vorbei an Kühen. Foto: Bernhard Walle

Zwar ist es an diesem Tag trüb, es bleibt aber trocken. Wieder auf die Fahrstraße durch Obersteigental und Untersteigental folgen wir kurz danach nicht der Straße und auch nicht der Markierung sondern gehen durch den Wald und kommen unten beim Festspielhaus Erl wieder auf die Straße. Ich dachte beim Anblick des Hubschrauberlandeplatzes erst an ein Spital und nicht an ein Festspielhaus, aber Geschmäcker sind bekanntlich verschieden.

Blick aufs Inntal. Foto: Bernhard Walle
Blick aufs Inntal. Foto: Bernhard Walle
Festspielhaus Erl. Foto: Bernhard Walle
Festspielhaus Erl. Foto: Bernhard Walle

Nach dem Überqueren der Straße geht es vorbei an der Blauen Quelle.

Blaue Quelle. Foto: Bernhard Walle
Blaue Quelle. Foto: Bernhard Walle

Den Abschnitt im Inntal fand ich eher unangenehm aufgrund des Lärms der Autobahn. Leider ist die Busverbindung in Erl aber relativ katastrophal, so dass es einfacher ist, den Rest zum Bahnhof Oberaudorf noch zu laufen.
Wir überqueren den Inn über eine Holzbrücke und befinden uns dann wieder in der Bundesrepublik Deutschland. Ein entsprechender Hinweis fehlt aber, oder ich habe ihn nicht gesehen.

Innbrücke. Foto: Bernhard Walle
Innbrücke. Foto: Bernhard Walle

Nach dem Unterqueren der Bahnstrecke wird es aber wieder leiser. Die Leute jammern zwar immer gefühlt über den Bahnlärm, die Autobahn beschallt hier das Tal aber deutlich stärker und kontinuierlicher.

Blick auf die Berge in Oberaudorf. Foto: Bernhard Walle
Blick auf die Berge in Oberaudorf. Foto: Bernhard Walle

Mein Magen fängt langsam an zu knurren, leider gibt es in der Gegend weder eine Bäckerei noch Einkaufsmöglichkeiten. Das letzte Café war kurz vor der Innbrücke in Österreich. Hätte ich vielleicht nutzen sollen.

Bahnhof Oberaudorf. Foto: Bernhard Walle
Bahnhof Oberaudorf. Foto: Bernhard Walle

Es kam dann aber gleich ein Zug nach Kufstein, den ich genutzt habe, um in Kufstein dann mein Mittagessen zu kaufen. Glücklicherweise gilt das Deutschlandticket ja bis Kufstein, so dass der Weg keine Mehrkosten verursacht hat.

Fazit

Es war eine schöne, unschwere Zweitageswanderung im Frühjahr zum „warm werden“. Das Spitzsteinhaus hat mir gut gefallen. Das Essen war auch lecker, wie eigentlich immer in den Bergen.

Tourdaten

Die Route in Zahlen:   2 Tage Wandern   1.300 HM   1.550 HM   24 km   GPX Track

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